Eine anstrengende, turbulente und emotionale WM-Woche in Trier liegt hinter unseren Sportlern Pascal Petry, Chris Fuchs, Tom Hoffmann und Christian Junk.
Sowohl Tom, Pascal als auch Christian spielen seit über 16 Jahren auf internationalem Niveau, auch Chris kann zahlreiche internationale Einsätze auf seinem Konto verbuchen, aber noch nie hat eine Meisterschaft den Spielerinnen und Spielern so viel mentale, emotionale und sportliche Substanz abverlangt wie diese. Grund dafür ist das neue Spielsystem nach Punkten. Bei der 80- Wurf-Distanz werden nach jeder Bahn (nach 20 Wurf) Punkte von 1 bis 4 vergeben, was bedeutet, dass jede Kugel entscheidend sein kann. Leider kommt der Gesamtholzzahl nicht das angemessene Gewicht zu. Hier bleibt zu hoffen, dass der Verband NBS nachreguliert und neue Durchführungsbestimmungen erarbeitet, die die Gesamtholzzahl berücksichtigen.
Insbesondere für die Zuschauer war die WM in Trier ein kurzweiliges Ereignis mit vielen schnellen, knappen Entscheidungen. Nicht wenige Male konnte man ein Raunen in der Menge verfolgen. Leider machten es die Regularien aber auch möglich, zu taktieren und gar über Sieg oder Niederlage entscheiden zu können – dazu später mehr.
Im Einzel mussten leider unsere drei Gilzemer Pascal, Chris und Christian im Viertelfinale die Segel streichen. Aufgrund der Auslosung und Platzierung in der Gruppenphase mussten Pascal und Christian sogar gegeneinander antreten. Während sich Pascal leider mit dem letzten Platz zufriedengeben musste, sollte bei Christian der letzte Wurf über das Aus entscheiden. Macht er eine 9 statt einer 7, kann er zwei Punkte mehr erzielen, die zum Erreichen des Halbfinales nötig gewesen wären. Auch Chris konnte sich in seiner Gruppe nicht durchsetzen. Das Herren Einzel war aus Gilzemer Sicht leider nicht erfolgreich.
Hier wird allerdings schon deutlich, wie knapp Entscheidungen aufgrund des neuen Punktesystems fallen können.
Im Tandem Mixed war für Tom mit Doris Melo bereits im Vorlauf Endstation. Christian konnte sich mit Katja Ricken zwar bis ins Finale kämpfen, wo sich die beiden allerdings mit dem vierten Platz zufrieden geben mussten, da sie nicht zu ihrem Spiel fanden und keine Neuner-Serien erzielen konnten.
Am Dienstag, den 19.07.2022 sollten sich im Finale des Tandem der Herren alle Emotionen und Ereignisse überschlagen und die Kegel-Welt erschüttern lassen. Für Pascal und seinen Partner Michael Pinot reichte es im Halbfinale nicht zum Weiterkommen. Nichtsdestotrotz sollten Chris und Tom mit ihren Partnern das Finale erreichen und gegen zwei deutsche Paare antreten. Aufgrund des Punktesystem ereignete sich ein äußerst spannender Finallauf, in welchem alle Paare vor den letzten 10 Würfen noch Weltmeister werden konnten. Das deutsche Paar Mike Reinert/André Laukmann beendete seinen Durchgang zuerst mit 125 Holz. Sie erzielten keine Serie bei den letzten Würfen und waren eigentlich als Vierter abgeschlagen, da das zweite deutsche Tandem Robert Heinichen/Raffael Tönsmann eine sehr gute letzte Bahn mit 139 Holz ablieferte. Die benötigten 4 Punkte für dieses Paar auf der letzten Bahn und mindestens 2,5 Punkte Vorsprung auf Chris/Christopher Zels, um Weltmeister zu werden, waren so gut wie gebongt, wären da nicht Tom/Gilles Mores. Aber zunächst bleibt zu erwähnen, dass Chris und sein Partner Christopher Zels auf der letzten Bahn Nerven zeigten und Fehler machten. So endete ihre letzte Bahn mit mageren 105 Holz und eigentlich sicherem 1 Punkt. Aber wie gesagt, wären da nicht Tom und Gilles Mores gewesen, die noch 6 Würfe zu absolvieren hatten. Hier war nun die Frage: Fairplay oder taktisches Spiel auf Anweisung der Trainer? Rein nach den bestehenden Durchführungsbestimmungen blieb ihnen die Möglichkeit, zu taktieren und sich hinter den anderen Luxemburgern Chris/Christopher Zels einzureihen, um diesen den Vorsprung auf das Paar Robert Heinichen/Raffael Tönsmann zu retten und ihre Teamkollegen zum Weltmeister zu machen. Das Kuriose daran: Tom und Gilles Mores hätten bei 5 Neunern selbst noch Weltmeister werden können und die Bronzemedaille oder gar Silber sicher gehabt, wenn sie „normal“ weitergespielt hätten. Aber nein, sie befolgten die Order der luxemburgischen Trainer, das Punktesystem auszunutzen. So machten sie offensichtlich absichtliche Fehler, kegelten auf die Mitte, räumten die Kegel einzeln ab, was auf diesem Niveau nicht die Regel ist, um so die Schlussbahn als Letzter und mit 1 Punkt abzuschließen und ihren Teamkameraden zum Weltmeistertitel zu verhelfen. Dass den beiden die Entscheidung mehr als nur schwer gefallen ist, bestätigen die Bilder im Livestream und die Diskussionen mit dem Trainer sowie das Kopfschütteln von Gilles Mores und Tom. Warum aber die beiden Sportler nicht sportlich fair weitergekegelt haben, bleibt offen. Warum gibt es den Eid der Sportler? Insofern bleibt nur zu berichten, dass Luxemburg die Regeln ausgenutzt hat. Im Anschluss an das Finale gibt es Tumulte, aufgeregte Sportlerinnen und Sportler, fassungslose Zuschauerinnen und Zuschauer, weinende, gestandene Männer in den Armen ihrer Freunde und Familie. So etwas hat es beim Kegeln noch nicht gegeben.
Ob Chris und sein Partner stolz auf den Weltmeistertitel sind, ist ebenso fraglich. Bei den Bildern der Siegerehrung ist jedenfalls zu sehen, wie Chris seine Goldmedaille traurig auszieht. Was dann auch noch bei der Verteilung der Ehrengaben passiert, ist herabwürdigend. Als Vertreterin des Vereins SKV Trier legt Andrea Reinert die Präsente vor die Füße von Chris und Christopher Zels.
Am Tag danach folgen Entschuldigungen von Andrea Reinert, vom Vorsitzenden des SKV Trier und Erklärungen von den Sportlern Tom und Gilles Mores. Tom beendet seine Teilnahme an den Weltmeisterschaften, da ein sportlich fairer Wettkampf so nicht mehr garantiert sei. Auch die NBS gibt vor Beginn des Wettkampftages ein Statement ab und appelliert an den sportlichen Eid und das Fairplay. Vom luxemburgischen Verband erfolgt eine Stellungnahme darüber, dass die Verantwortlichen der FLQ das System lediglich ausgenutzt hätten. Auch die Entschuldigung der luxemburgischen Trainer gegenüber ihren Sportlern ändert nichts daran, dass die vier Betroffenen damit leben und sich von nun an vermutlich immer rechtfertigen müssen. Vom deutschen Verband DSKB erfolgt eine neutrale Darstellung der Ereignisse mit der Frage nach dem geleisteten Eid und des Fairplay-Gedankens, ohne aber tiefer auf die Problematik einzugehen.
Nach diesen verrückten und traurigen Geschehnissen fand der vorletzte Wettkampftag zwar überschattet, aber dennoch fast normal statt und die Wogen zwischen den Sportlern schienen geglättet.
Im Mannschaftswettbewerb der Herren verhalfen Chris und Pascal ihren Teams, das Finale am Folgetag zu erreichen.
Im anschließenden Sprint-Wettbewerb gingen Pascal und Christian ins Rennen. Leider musste Christian im Viertelfinale den späteren Vizeweltmeister Mike Reinert ziehen lassen. Pascal aber konnte sich die Bronzemedaille sichern.
Am letzten Tag der WM standen die Finale der Mannschaften auf dem Programm. Bei den MixedMannschaften spielte Chris für Luxemburg und sicherte sich Bronze. Christian holte mit seinem Team souverän den Titel und fährt als Weltmeister nach Hause.
Bei den Mannschaften der Herren war es anschließend bis zur letzten Bahn spannend um die Plätze 2 bis 4. Team Deutschland lag nach zwei Bahnen uneinholbar vorne im letzten Durchgang. Nach spannenden letzten Würfen landete die Niederlande auf Platz 2 und Frankreich mit Pascal auf Platz 3.
Insgesamt gehen 2x Gold und 3x Bronze nach Gilzem. Toms Tipp mit 7 Medaillen war also gar nicht so schlecht.
Anmerkung: Hier handelt es sich um eine neutrale Berichterstattung des Vereins SK Eifelland Gilzem. Meinungen zum Spielsystem sowie dem sportlichen Eid werden hier nur sachlich hinterfragt. Wir als Verein kennen Chris und Tom als faire Sportsmänner und stehen hinter ihnen. Das haben sie mehr als einmal bewiesen. Wir wissen: Niemand außer ihnen stand in diesen Momenten auf der Bahn und kann sich in diese schwierige Situation hineinversetzen, auch wenn beide es im Nachhinein gerne rückgängig machen würden.